Engagierte Lyrik aus Bremen

Neue Verse von Rudolph Bauer

Als operative Lyrik bezeichnet der Literaturwissenschaftler Thomas Metscher in einem klugen Nachwort die engagierte Verse des Bremer Publizisten und vormaligen Professors für Sozialpädagogik Rudolph Bauer. Dessen Gedichte begleiteten die Geschichte der Arbeiterbewegung auch in formaler Hinsicht trefflich: kurz, konkret und einprägsam.

Tatsächlich wartet Bauer in seinem nunmehr neunten Gedichtband mit zeitgemäßen Preziosen eines Genres auf, das Ästhetik und Politisierung zu verbinden trachtet. „Aus gegebenem Anlass“ versammelt aktuelle Einlassungen zu Extremismus und Pazifismus, Politiker- und Medienjargon. Dabei durchzieht der kritische und aufklärerische Grundgestus die lakonischen Reflexionen auf denkbar unaufdringliche Weise. Nicht von ungefähr unternimmt der 79-Jährige eingangs ergiebige Zwiesprache mit Brüdern im Geiste wie Wolfgang Borchert und Bertolt Brecht.

Zum 200. Geburtstag jenes Märchens, in dem Bremen zumindest namentlich eine Rolle spielt, hat Bauer auch eine Gebrüder-Grimm-Adaption ins Programm gehoben: Er besingt eine „hoffnung welche besagt / dass das alter nicht vor dem Tode verzagt / dass gesang sogar räuber und feldherrn verjagt“, heißt es in „Neues Stadtmusikantenlied“ mit Blick auf den Rüstungsstandort an der Weser. Auch auf strukturelle Gewalt und familiäre Repressalien lenkt der Meister der kleinen Form ein ums andere Mal den Blick des Lesers. Etwa in der anrührenden Miniatur „Mutterliebe“, die variantenreich vom Knien eines Kindes auf Holzscheiten erzählt.
HENDRIK WERNER

Aus: Weser-Kurier vom 8. November 2018

 

Rudolph Bauer, Thomas Metscher
Aus gegebenem Anlass – Lyrik & Poesie

Hier erhältlich! Als Hardcover, Paperback und E-Book.