Ausstellung vom 16. Februar bis 1. April 2017
in der Villa Ichon, Goetheplatz 4, 28203 Bremen
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 11-13 Uhr, Mo bis Fr 16-20 Uhr
Die drei Ausstellungsräume der Villa Ichon am Goetheplatz zeigen vom 16. Februar bis 1. April eine Installation zu Texten der Göttlichen Komödie des italienischen Dichters und Philosophen Dante Alighieri. Dante wurde 1265 in Florenz geboren. In seiner Geburtsstadt bekleidete er hohe politische Ämter. Als politisch Verfolgter musste er 1301 seine Geburtsstadt verlassen. 1307 – vor genau 710 Jahren, woran die Ausstellung erinnert – begann er mit der Niederschrift der 1320 vollendeten „Divina Commedia“. 1321 ist der Exil-Politiker und Schriftsteller in Ravenna gestorben.
Der von Dante gewählte Titel „Commedia“ deutet – anders als heute Komödie oder Comedy – auf den glücklichen Ausgang der literarischen Jenseitswanderung hin, die er in Begleitung des römischen Dichters Vergil unternommen hat. Der Gang führte ihn vom „Inferno“ in das „Purgatorio“ und von dort in das „Paradiso“: von der Hölle über den Läuterungsberg in den Himmel. Das lobende Beiwort „göttlich“ bekam die „Commedia“ erst später durch den italienischen Schriftsteller Giovanni Boccaccio (1313-1375), der damit würdigte, dass Dantes bedeutendstes Werk der Dichtkunst nicht, wie es damals üblich war, auf Latein verfasst war, sondern in der italienischen Volkssprache, also auch der gesamten Bevölkerung zugänglich.
Die Göttliche Komödie ist nicht nur ein großartiges und viel bewundertes Werk der italienischen, europäischen und Weltliteratur. Sie stellte ursprünglich eine Art poetische Abrechnung des im Exil lebenden Dante mit seinen geistlichen und politischen Gegnern dar, mit der Kirche und den weltlichen Herrschern. Dieser Aspekt der „Commedia“ ist eine der Brücken zwischen Dantes Werk und der Gegenwart, auf die es dem ausstellenden Künstler in besonderer Weise ankommt. In den „Inferno“- und „Purgatorio“-Räumen der Villa Ichon stellt Rudolph Bauer eine Vielzahl von Bildmontagen aus, die in kritischer Absicht auf einzelne Persönlichkeiten der Politik und auf besondere politische Ereignisse im 20. und begonnenen 21. Jahrhundert Bezug nehmen. Im dritten Raum werden Arbeiten auf Papier gezeigt, die im Gegensatz zu den Exponaten in den vorausgehenden Räumen in buntfarbig schwebender Weise eine spirituelle Dimension sichtbar machen, wie sie von Dante im Paradies-Teil seiner „Commedia“ besungen wird.
Den Bildern sind als Titel Textstellen aus unterschiedlichen Übersetzungen der „Commedia“ ins Deutsche beigegeben, ausgewählt durch den ausstellenden Künstler. Zu den Übertragungen aus dem Italienischen gehören neben wortgetreuen Prosatexten literarische Nachdichtungen von Stefan George (1868-1933) und Otto Gildemeister (1823-1902), des Bremer Schriftstellers, Senators und Bürgermeisters.
Ein besonderes Merkmal der Kunstausstellung, die am 16. Februar um 19:30 Uhr eröffnet wird, sind ihre vielfältigen Bezüge, die sich auf der Grundlage des visuellen Materials und Texte herstellen lassen: der Zusammenhang zwischen der Zeit Dantes und heute, zwischen Himmel und Hölle, Schrecken und Glück, Diesseits und Jenseits, Macht und Exil, Politik und Literatur, der Schriftstellerei und der bildenden Kunst, Italien und Deutschland, den Übersetzern und Autoren der europäischen, der deutschen und der bremischen Literaturgeschichte.
von Milena Rampoldi, ProMosaik.