Bildmontagen im Anti-Kriegs-Museum Berlin
Von Hilmar Franz / Unsere Zeit vom 25. November 2016
Das Anti-Kriegs-Museum in Berlins Wedding zeigt, unterstützt von der Internationale der Kriegsdienstgegner/innen (IDK), noch bis 29. Januar 2017 militarismuskritische Bildmontagen von Rudolph Bauer. Der Politikwissenschaftler, der bis 2002 als Professor an der Universität Bremen wirkte, versteht seine künstlerische und schriftstellerische Tätigkeit ebenso als Mittel zu breiter Aufrüttelung, wie er 2014 in Berlin eine zusammenführende Antikriegskonferenz mit initiierte.
Der Ausstellungstitel „Rüste-Wüste“ zitiert eine 1926 erschienene Mahnschrift des expressionistischen Dichters und Malers Otto Nebel über die Schrecken des ersten Weltkriegs. Zu Rudolph Bauers darauf bezugnehmende Antikriegscollagen aus Bilder- und Textschnipseln gehört „Gott sei Tank“ von 2015.
Die Arbeit lässt an die deutsch-französischen Machtkämpfe um die EU-Militärpolitik denken, an die entscheidende Berliner Drohgebärde 2014, die „deutsch-französische Brigade“ nicht aufzulösen, sondern zu aktivieren. Die damit gestellten Weichen für die Einbindung Frankreichs in eine deutsch-europäische Weltpolitik führte gleich im ersten Schritt zu einer EU-Mission, um die französischen Truppen in Mali „beim Kampf gegen und Schutz vor islamistischen Kräften“ zu entlasten. Der Think Tank „Wissenschaft und Politik“ maß der deutschen Chance größere Bedeutung bei, innerhalb der NATO neue globale Macht zu erlangen, als der Wirkung, die der US-Hauptverbündete unter Bush-Nachfolger Obama in den mit Krieg überzogenen Ländern der islamischen Welt erzielen könnte.
Nach der Wahl Trumps in den USA sind jetzt in Brüssel aus der Schublade geholte Pläne für eine deutsch geführte „Europäische Verteidigungsunion“ wieder brandaktuell, zumal Merkel – auf Augenhöhe – künftige überseeische „Zusammenarbeit“ von „gemeinsamen Werten“ abhängig machen will: Trumps bisherigen Äußerungen entgegengesetzt sind Phantasien eines US-Militärstrategen, wonach zwei Optionen zur Verfügung stünden, um „Moskau in die Schranken zu weisen“: Entweder verschärfe man die Sanktionen gegen Russland, oder man eskaliere den Konflikt in Syrien militärisch.
Die Ausstellung im Anti-Kriegs-Museum ist täglich von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Eintritt frei, Spenden erwünscht. Katalog (mit Texten von Hartmut Drewes), herausgegeben vom Bremer Friedensforum. Bestelladresse: Bremer.Friedensforum@gmx.de