Fogerl

Mundartlyrik und Fotografie

Alois Segerer

Herausgeber: Rudolph Bauer

Die Mundartgedichte von Alois Segerer (1938 bis 2015) setzen mit Bravour eine Tradition fort, die mit der österreichischen und bairischen Dialektliteratur aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen hohen, auch literarisch bedeutsamen Bekanntheitsgrad erreicht hatte. Berühmt waren im deutschsprachigen Raum die Wiener Autoren H. C. Artmann, Gerhard Rühm und Wolfgang Bauer sowie die Schmäh-Kabarettisten Qualtinger, Merz, Bronner und Kreisler. Vorreiter im Bairischen waren das Autoren-Duo Carl Ludwig Reichert und Michael Fruth, der Verleger Friedl Brehm und die Münchner Autoren Ossi Sölderer, Felix Hörburger, Bernd Setzwein und Josef Wittmann.

Segerer stammte aus Fuchsstein, einem winzigen Dorf bei Amberg in der nordbayerischen Oberpfalz. Als Student der Germanistik und des Journalismus zog es ihn nach München, wo er beruflich als lokalpolitischer Redakteur beim Boulevardblatt „Abendzeitung“ zu glänzen vermochte. Zur eigenwilligen „Dialektik“ seiner begnadeten Mundartgedichte bemerkte er selbst, leicht übertreibend: „Fünfzig Jahre München haben logischerweise meinen oberpfälzer Hausdialekt ziemlich verhunzt. Es ist jetzt so eine Art Ober-Nieder-Hoch-Bairisch mit oberpfälzer Akzent.“ Der oberpfälzer Bluessound der Mundartlyrik Segerers –eine gelungene Hommage an den Ort und die Menschen seiner Herkunft –ist trotzdem deutlich vernehmbar.

Die originellen Mundartgedichte erörtern auf blitzartig erhellende Weise Volksweisheiten und Lebensschicksale. Sie besingen in skurriler und morbider Tonart die menschlich-allzumenschlichen Unzulänglichkeiten. Liebe und Zuneigung, ob glücklich oder unglücklich, kommen zu Wort. Die Texte handeln vom Arbeiten, vom Handwerk und vom Alltag, von des Lebens Anfang und Ende. Reime sind nicht das Entscheidende dieser Poetik, sondern der Rhythmus, das Wortspiel und der Plot. Man sollte –man muß! –diese Gedichte nach Möglichkeit laut lesen.

Volkstümliche Idylle ist im „Fogerl“-Band nicht angesagt, sondern es wuchern die finsteren Schrecken und Scheußlichkeiten des modern modernden Alltags. Nicht heile Welt und Friede-Freude-Eiapopeia werden geboten, sondern tiefschwarzer Humor und morbider Underground. Vielfach und vielfältig sind Segerers Dialektgedichte autobiografisch kontaminiert. Der Band enthält außer den Texten noch eine den Band belebende Auswahl von Aufnahmen des Autors aus den Jahren 1996 bis 2001 –Fotos, die Segerers Blick für das Ungewöhnliche anschaulich bezeugen.

Die Herausgabe der Gedichte und Fotografien besorgte Rudolph Bauer, ein lebenslanger Freund von Alois Segerer seit den Tagen ihrer gemeinsamen Schulzeit am Humanistischen Gymnasium in Amberg. Bauer ist Schriftsteller, Maler und Politikwissenschaftler mit Professur an der Universität Bremen (1972–2002).

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